braemar

 

Sonntag, 24.06. Crook-Edinburgh, Start 09.30 Uhr, 253 km, Ankunft 16.45 Uhr

Jetzt geht’s aber weiter, hinaus aus der Stadt Richtung Norden. Die Strasse führt über die riesige Fourth Road Bridge. Am andern Ende fahre ich hinunter zum Dörfchen, wo früher die Fähren an- und abgelegt haben. Linkerhand ragt eine wahrhaft gewaltige eiserne Eisenbahnbrücke mit ihrer filigranen Konstruktion in den Himmel. Der eben darüber fahrende Eisenbahnzug verursacht einen ohrenbetäubenden Lärm.

Die Autobahn führt bis nach Perth. Von hier geht’s über Land in die Natur pur. Viele Kurven und Hügel. In Blairgowrie, ein ausnehmend hübsches Städtchen, kaufe ich eine Strassenkarte. Sich allein auf die Tipps von TomTom verlassen, ist mir zu unsicher. Schliesslich liegen die interessanten Destinationen auch querab der gewählten Route. Die Strasse wird schmaler, kurvenreicher und steigt an. Der Wind wird stärker und rüttelt richtiggehend am Töff, die Sonne bricht zum ersten mal durch. Es kommt, weil die Landschaft dazu einlädt, zu einigen Fotohalts.

Da ist die Passhöhe, Devils Elbow. Hier liegt das Glenshee Ski-Center mit einigen Skiliften und einem grösseren Restaurant, das allerdings geschlossen ist. Ein warmer Tee wäre jetzt eigentlich ganz angenehm. Es geht flott hinunter nach Braemar. Eine für seine touristischen Verdienste ausgezeichnete Destination.

Die Jugendherberge befindet sich gleich am Dorfeingang rechts. Der Schalter bis fünf Uhr geschlossen. Das Haus und insbesondere ihre vernachlässigte Umgebung vermitteln mir keinen sonderlich positiven Eindruck. Es ist drei Uhr. So fahre ich langsam durchs Dorf und finde die Ehrenrunde durchaus angebracht. In einem Kaffee gibt es Baconrolls (ein kleines Sandwich) und Kaffee. Ins Gespräch komme ich mit dem Kellner, einem jungen Mann, der mich anhand der Fahrzeugnummer als Schweizer identifiziert hat. Er habe in Wengen und Verbier gearbeitet.

Soll ich noch weiter fahren oder um 5 Uhr doch noch zur Jugendherberge? Zu beidem verspüre ich wenig Lust, da ich immer noch recht durchgefroren bin und es sich hier so gemütlich sitzen lässt. Nach dem Tankstop ausserhalb des Dorfes kehre ich zurück und erkundige mich im Invercauld Arms Hotel nach einem Singleroom. Für 50 Pfund gibt’s noch das Nachtessen und Frühstück dazu. Da kann man nicht nein sagen. Ein richtig altes Hotel mit geblümten Teppichen, Stichen an den Wänden, Bars, Sittingrooms und einem grossen Esssaal. Es sind viele ältere Leute hier, fast wie in einem Altersheim. Am Anschlagbrett findet man für jeden Tag ein anderes Ausflugsprogramm. Rauchen darf man von Gesetzes wegen nur noch draussen. Der Wind hat noch nicht nachgelassen.