Mittwoch, 27.06. Tongue – Ullapool, Start 09.27 Uhr, km 220, Ankunft 16.20 Uhr
Nur noch nass und grau. Die Strecke gefällt gut, weil sie in langen Kurven über einen Berg führt. Links und rechts immer wieder Schafe mit ihren Jungen. In Büscheln liegt Wolle am Strassenrand und hängt an den Zaunmaschen. Offenbar stossen sie sie ab, wie einen Winterpelz. Die Strasse, als Singletrack ausgebildet, führt um das Loch Erboli herum, einer gottverlassenen Gegend. Ganz vereinzelt finden sich Häuser. Was tun die Menschen da? Sogar B&B werden hier und da angeboten. Wer will schon hier übernachten? Doch der Zusatzverdienst muss sehr willkommen sein.
Durness ist eine verhältnismässig grosse Streusiedlung, die den Touristen einiges zu bieten hat. Vor allem zwei schöne Sandstrände. An einem versuchen sich drei Verrückte in Neoprenanzügen im Wellenreiten. Schon kommt der nächste Regenschauer. Gerne hätte ich noch Cape Wrath, der äusserste nordwestliche Punkt des Festlandes besucht. Der Zugang ist jedoch nur über eine Fähre möglich. Sie geht erst wieder um 13.30 Uhr. Zu spät für mich.
Ziemlich steil führt die Strasse jetzt talwärts. Gruppen von Motorradfahrern kommen mir entgegen. D.h. immer wieder auf die Ausweichplätze ausweichen. Bei der Abzweigung nach Kinlochbervie sieht es ganz nach Schönwetter aus. Eine kurvige Strasse führt zum kleinen Nest mit einem recht grossen Hafen. Wie an einem Haus zu erkennen ist, wird von hier aus Tiefseefischerei betrieben. Schiffe sind keine da, weil um diese Zeit Ebbe herrscht.
Selbst wenn die Strecke nach Scurie auf der Karte nicht grün gefärbt wäre, gehörte sie zum den ganz guten Strecken. In Scurie mache ich am Hafen Halt.
Fahre dann zum Campingrestaurant. Der Kaffee und das Tunasandwich sind vorzüglich. Das Karten schreiben erledige ich auch gleich an Ort. Die Post sei nur von elf bis eins geöffnet.
Also weiter fahren nach Süden durch kleine Ebenen, immer wieder vorbei an kleineren und grösseren Seen und Felshügeln. Eine faszinierende Landschaft, der Sonnenschein trägt viel dazu bei. Es sind viele Fotohalts angesagt. Auf einem Aussichtplatz rasten zwei Burschen. Sie kommen von der Insel Skye und berichten, heute Morgen auch tüchtig geduscht worden zu sein. Jetzt sind sie happy über das schöne Wetter. Lochinver, ein Fischer- und Feriendorf zeigt sich von der besten Seite. Das Postoffice ist offen. Es gibt Marken und sogar einen Kleber fair mail für den schnellen Transport. Am Strassenrand sind Tafeln angebracht mit dem Hinweis „drive left“, fahren Sie links. Hier landen also Fähren mit Leuten, die den Rechtsverkehr gewohnt sind. Sie kommen von den Hebriden.
Es geht zügig weiter, die Strasse ist breit, gut und lässt Spitzengeschwindigkeiten zu. Sie macht der grünen Markierung auf der Karte alle Ehre. In langgezogenen schnellen Kurven über kleine Hügel und Senken führt die Strasse entlang einem See. Gewaltige, mit Gras bewachsene Berge, z.B. den Ben (Berg) More Assynt wechseln mit breiten Tälern. Und immer wieder das helle, leuchtende grün der Weiden und Berghänge. Kurz nach Inchnadamph ist dann endlich wieder mal eine anständige Burgruine zu sehen, eine berühmte sogar: das Ardvreck Castle. Es handelt sich allerdings nur eine magere Ruine. Viele Touristen halten hier an und machen Fotos.
So geht es weiter durchs grüne Tal, mal vorbei an riesigen, meterhohen Rhododendronbüschen, bis sich nach einer Biegung der Blick ins Tal auf Ullapool fällt.