fort william

 

Samstag, 30.06. Skye – Onich, Start 09.25 Uhr, 200 km, Ankunft 15.15 Uhr

Um 6.00 Uhr ist der Himmel klar und um 8.00 Uhr scheint die Sonne entgegen der schlimmsten Prognose immer noch. Eilean Donan Castle ist das erste Ziel von heute. Das auf einer kleinen Landzunge gelegene, bis in die Dreissigerjahre weitgehend zerfallene Schloss wurde neu aufgebaut und dann von der Bauherrschaft selbst bewohnt. Von aussen bietet es einen sehr schönen Anblick und die Räume im Innern sind geschmackvoll und lebensnah eingerichtet. Viele Besucher sehen sich um, die mit Cars gekommen sind; ein Dudelsackpfeifer spielt vor der malerischen Kulisse auf. Im Shop erstehe ich einen wunderbaren weichen 100% Cashmereschal aus Lochcarron.

Weiter geht’s nach Loch Ness, wobei ich zu spät bemerke, dass ich vom TomTom (schnellste Route) nach Süden statt gerade aus nach Invermoriston geführt werde. Schade, ich hatte mich auf die wildromantische und möglicherweise kaum befahrene Strasse gefreut. Die Route führt auf eine Hochebene, an deren Südende man eine herrliche Rundsicht auf die Seen (Lochs) unten im Tal geniesst. Schon spielt wieder ein Pfeifer auf dem Rastplatz.

Das Loch Ness muss ich der Vollständigkeit halber auch noch sehen, allerdings nur noch von Fort Augustus aus. Das Dorf ist ein beliebter Ferienort. Hier finden sich auf kürzester Strecke fünf Schleusen des Caledonian Kanals. Der Weg führt jetzt Richtung Südwesten. Vor Spean Bridge steht ein unübersehbares Monument, das an die von Churchill geschaffene Spezialtruppe mit dem Namen „Kommando“ erinnert. Freiwillige Soldaten wurden hier im 2. Weltkrieg für besonders schwierige Einsätze in Afrika, Deutschland, Ägypten etc. trainiert.

Im Dorf selbst besuche ich die Woolmill, ein Shop, in dem Wollsachen aller Art angeboten werden. In einem Nebenraum hantiert eine Frau mit der Zange

an einem Eisenband, das an der Webmaschine den Einschuss der verschiedenen Fäden steuert. Sie beginnt mir ausführlich zu erklären wie der Stoff gemacht werde und dass der Webstuhl seit sechs Jahren nicht mehr benutzt worden sei. Tweed sei ein Stoff, der aus speziell gezwirnter Wolle gefertigt werde und besonders wasserabweisend sei. Tweed werde überall gefertigt, Harris Tweed aber nur auf der Hebriden Insel Harris. Zum Kaffee trinken kommt es dann leider nicht, weil zu viele Leute am Selfservice Buffet warten.

Nächste Station ist Fort William, eine kleine Stadt mit einer hübschen Fussgängerzone. Viele Läden und einladende Restaurants können hier zum Geldausgeben besucht werden. Der Name des östlich der Stadt gelegenen, höchsten Berges von Schottland, der Ben Nevis, muss für die Zahllosen Wirtshausschilder, Bezeichnungen vieler angebotenen Artikel und der Dinge mehr herhalten.

Es beginnt leicht zu regnen. Schnell weiter, soweit, wie es noch geht. Vor mir der Glen Coe, ein wildromantischer Pass, den ich eigentlich lieber bei gutem Wetter überqueren möchte, zu berühmt ist die Strecke. In einem Guesthouse am Loch Linphe erhalte ich abschlägigen Bescheid. Der Herr ruft aber ein befreundetes Haus an. Ja, da ist ein Singleroom frei. Die grösste Location, die ich bisher bezogen habe, die Creag Mhor Lodge. 4×5 m und ein separates Badezimmer, das fast so gross ist, wie das Zimmer. Nachtessen gibt es hier nicht. Nur im Hotel Loch Leven Hotel, Old Ferry Road, North Ballachulish, 20 min zu Fuss. Bin einziger Gast.

Auf dem Rückweg lässt der Regen nicht wie erwartet nach, sondern fällt noch stärker, auch der Wind zerrt bedrohlich am Schirm. Trocknen lasse ich die Kleider in der mächtigen Halle, tief in einem Sofa sitzend und lesend. Dabei folge ich der Aufforderung des Hausherrn, mich an der Bar selbst zu bedienen. So bin ich denn mein eigener Barmann, der die Gelegenheit nutzt, endlich mal einige Singlemalts ausgiebig zu degustieren. Die Wirkung bleibt allerdings nicht aus!