glasgow

 

Sonntag, 01.07. Onich – Glasgow, Start 09.45 Uhr, km 345, Ankunft 17.15 Uhr

Der Tag beginnt freundlich. Der Glen Coe hätte ruhiger noch ein bisschen wildromantischer sein dürfen. Auf einem Rastplatz spielt ein Piper. Daneben weiden zwei Karibus. Am Ende des Passes, im Tal, liegt Tyndrum. Gut bin ich gestern nicht weiter gefahren, denn hier wäre keine Schlafgelegenheit zu finden gewesen. Im Moment hängen viele Töfffreaks herum oder sind am Einkaufen und Tanken, um für den heissen, sonntäglichen Ritt in die Berge gerüstet zu sein. Ich fahre nach Oban, eine etwas abgenützte Stadt mit dem wichtigen Fährhafen nach den äusseren Hebriden und den benachbarten Inseln. Die Strasse nach Süden verläuft recht bewegt mit vielen Kurven und Hügeln, kaum ein Auto. Es hellt auf. Bei Kilmar wird das Land völlig eben. Entlang dem Loch Fyne geht es nach Inverary, einem malerisches Städtchen, fest im Besitz sonntäglicher Gäste. Am Ende des Dorf befindet sich die Zufahrt zum gleich-namigen, mit vier Türmen recht imposant wirkenden Schloss, das gegen Entgelt zu besichtigen ist. In einem kleinen Souvenirladen werde ich, als Schweizer identifiziert, gefragt, ob ich jodeln könne. Hier erkundige ich mich, wo sich die berühmte Loch Fyne Oysterbar befinde. Sie liegt 15 Meilen ausserhalb Richtung Glasgow und sei nicht zu übersehen. Ein Halt ist zwingend, ebenso die Degustation der schottischen Austern. Sie gehören zum Besten, was ich bisher unter diesem Begriff vorgesetzt bekommen habe.

Am Loch Lomond, wo ich auf Empfehlung von Heather hätte rasten sollen, beginnt es zu regnen. Zu ein paar Fotos am Ufer reicht es grade noch. Die Gegend wirkt recht unwirtlich.

Ich beschliesse, nach Glasgow zu fahren. Tomtom scheint etwas verwirrt, denn meiner Meinung nach hätte es noch einen kürzeren Weg in die City gegeben müssen. Hier wird viel gebaut. Die Umleitungen machen TomTom zu schaffen. Irgendwie lande ich in einem Aussenquartier. An Karten lesen ist in diesem Regen nicht zu denken. Die Autokolonne bewegt sich ausserordentlich langsam vorwärts, u.a. auch am riesigen Kunstmuseum vorbei. Ich will in der Touristinformation nach einem B&B fragen. Leider ist sie auch zu Fuss nicht aufzufinden. So lasse ich mir vom Navi die Hotels in der Nähe anzeigen. Da ist 200 m weiter strassaufwärts eines. Es hat noch Zimmer frei. Den Töff will ich regulär im Parkhaus unterbringen. Der Wächter pfeift mich aber energisch zurück. Ich darf die BMW nicht regulär parken. Dafür bietet er mir den Platz exakt vor dem Fenster der Wachstation an, gratis. Zum Dank schenke ich ihm die kleine Kanne, gefüllt mit Schokolädchen. Im ersten Moment reagiert er skeptisch. Eben hat sich ein Bombenanschlag auf dem Flughafen zugetragen. Dann aber leuchten seine Augen: Swiss Chocolate!

Die schöne Fussgängerzone bis zum Kanal hinunter durchwandere ich anschliessend und biege dann ab Richtung nördliches Zentrum. Hier liegt anscheinend eine der Partymeilen von Glasgow. Es sind wie ich, noch einige wenige Touristen unterwegs. Das Weitwinkelobjektiv ist wieder einmal dabei und zeichnet ungeahnte Perspektiven. Es beginnt wieder zu regnen. Weil heute schon geschlemmt wurde, gibt’s zum Dinner nur fish and chips am Stand an der Ecke.